von Thomas Pudor
Es ist Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr als der „Geländewagen Britischer Bauart”, erneut zu einer Expedition vom Basislager 1 aufbricht! (an dieser Stelle ein Quellverweis auf Dirk Wetzel, bei dem ich diese Formulierung einfach klauen musste)
Unser Team besteht aus 4 Erwachsenen, 5 Kindern und einem Hund
Knapp 30° und meine rund 20 Kg Gepäck lassen mich vermuten, dass es zum Basislager 2, der Mitzel-Moitzel-Hütte, kein wirklich entspannter Aufstieg wird.
Allgemeine Erheiterung macht sich jedoch beim „Aufsatteln” unserer Ausrüstung breit, als aus einigen Tragegestellen die Kuriosesten Dinge hervorragen…………alle sind gespannt was Thomas noch so mit hat…
Durch die gute Stimmung motiviert machen wir uns kurz nach 17.00 Uhr, auf den Weg zur Hütte. Während Hansi, wie immer leichtfüßig allen voran Richtung Gipfel gallopiert, komme ich mir sehr schnell wie ein Sherpa von Reinold Messner vor und meine Bewegungen ähneln eher denen von Hannibals Elefanten.
Die erste Steigung ist schnell geschafft, ein Stück Forststraße führt uns rund 100m. bergab und gibt uns die Gelegenheit zum Durchatmen. Doch diese Gelegenheit währt nur kurz, unbarmherzig steigt der Weg schnell durch den Wald. Das schwüle Klima zwischen den Bäumen raubt mir die Luft, treibt den Schweiß ins Gesicht und ich finde mich am Ende der Mannschaft wieder. Lena und Meike kämpfen auch schon mit ihren Schlafsäcken, die sie einfach nur an Trageriemen umgehängt haben. Als wir den Wald verlassen und ein weiteres Stück der Forstraße erreichen, wird eine Umverteilung der Ausrüstung vorgenommen. Thomas schnallt sich den Rucksack seiner Kinder vor seinen eigenen… ich staune, er grinst.
Seine Kinder nehmen meinen Beiden dann noch die Schlafsäcke ab und weiter geht’s mit kurzen Verschnaufpausen zum ersten Rastplatz mit Bank und Tisch und einer herrlichen Aussicht in die Schlucht und auf einen Wasserfall. Hunger hat noch keiner so richtig, eher höllischen Durst. Trotzdem wird eine Kleinigkeit gegessen, was aber die Rucksäcke kaum leichter macht. Die nun doch etwas gequälten Gesichter erhellen sich auch schnell wieder, das nächste Etappenziel, die Quellen verheißen eine Erfrischung, jedoch werden hier die Rucksäcke noch etwas schwerer, da wir nun die mitgeführten PET-Flaschen mit frischem Quellwasser für den nächsten Tag auffüllen. Thomas bekommt einen kleinen Verweis seiner Frau, dass er eine leere Flasche im Auto vergessen hat. Etwas zerknirscht gibt Thomas zu, dass die Flasche wohl im Kofferraum liegen geblieben sein wird. Später stellt sich doch heraus, dass sie im Rucksack ganz unten sehr gut versteckt lag. Der Weg zur Hütte ist nicht mehr weit, wir begegnen in einiger Entfernung nur ein paar friedlich weidenden Schafen. Die Tiere bleiben unsere einzige Begegnung an diesem Tage, außer der wohlgenährten Dame die von Ihrem ebenso wohlgenährten Schäferhund bergab gezogen wurde. Kurz nach 19.30 Uhr an der Hütte angekommen wird erstmal ausgiebig gerastet und am Aussichtspunkt sind die Strapazen schnell wieder vergessen. Nachdem wir unser „First-Class” Hotel bezogen haben, machen wir uns kurz nach acht, ohne Gepäck, auf den Weg zum Gipfel. So entlastet macht der Weg richtig Laune und schnell erreichen wir das Gipfelkreuz. Dort erwartet uns ein fantastischer Sonnenuntergang über dem Dobratsch
Wieder zurück im Basislager genießen wir die tolle Aussicht auf den Faaker See und den „Villacher Kessel”, während sich unten im Tal die Frauen auf einem Ausritt befinden, und anschließend zu einem gemeinsamen Nachtschwimmen aufmachen. Ein kleines Lagerfeuer und der obligatorische Gipfeltrunk runden den Abend gelungen ab. Nach einem letzten Blick ins nun beleuchtete Tal, machen wir uns allesamt erschöpft aber glücklich gegen 24.00 Uhr auf den Weg in unser Nachtlager. Nachdem mein Hund sich ein Stück meiner Iso-Matte erkämpft hat verläuft die Nacht ruhig, aber hart und kurz. Als die ersten um 6.00 Uhr wach werden und der Rest widerwillig gegen halb sieben aus den Schlafsäcken kriecht, ist die Stimmung etwas zerknirscht. Der Komfort ließ doch stark zu wünschen übrig. Alle hatten das Gefühl wenig bis gar nicht geschlafen zu haben. Beim Frühstück macht Hansi den Vorschlag das wir die Tour etwas abändern und nicht wie geplant über „WATTN DATT DA?” zum Kleinen und Großen Mittagskogel weiterwandern, sondern über den Schwarzkogel, auf den Graten entlang bis zum Jezpa-Sattel laufen und von dort zum Ausgangspunkt zurückkehren. Angesichts der Temperaturen ein weiser Entschluss, wie sich später heraus stellte.
Die Meinungen gingen jedoch stark auseinander, von „NEIN” bis „EGAL” war eigentlich alles vertreten. Nach kurzem Familienrat war schnell klar: Familie Knoerle macht sich geschlossen an den Abstieg (Thomas wohl eher etwas enttäuscht), Hansi, Lena, Meike, Sam und ich gehen weiter. Schnell trennen sich die Wege, Knoerles wandern wieder zurück und nehmen freundlicherweise die Schlafsäcke der Kinder mit, wir anderen starten gegen 8.00 Uhr in Richtung Schwarzkogel, den wir um 9.00 Uhr erreichen. Hier angekommen staunen wir nicht schlecht, irgendwelche gehirnamputierten Schwachmaten (Sorry, aber mir fällt dazu nichts anderes ein) haben doch tatsächlich das Gipfelkreuz fein säuberlich incl. der Spannseile durchgesägt. Lt. Hansi wohl schon das 2te mal innerhalb kurzer Zeit.
Nach einer kurzen Rast, einem Telefonat mit Basislager 1, wo der Rest der Mannschaften, nach dem allmorgendlichen Schwimmen im See, nun den Frühstückstisch deckt, machen wir uns über die Grate auf den Weg. Das zweite Mal am heutigen Morgen staune ich über meine Kinder! Ich war an der Hütte schon mit Stolz erfüllt das sie beide ohne murren mitgehalten haben, hätte ich ehrlich auch nicht erwartet, dass sie noch weiter mitkommen würden, doch mit Spaß an dem Abenteuer rennen Beide hinter Hansi und Sam her, während ich einmal mehr meinen Rucksack verwünsche. Nach mehreren kleinen Pausen erreichen wir „Stronzos Zahn”, eine Erklärung mag mir hier bitte erspart bleiben (ist nicht jugendfrei)
Hier angekommen eine weitere Rast, während Hansi die Felsformation durch einen Spalt erklimmt, begegnet uns ein einsamer, verschwitzter Wandersmann, der sich nach dem Weg erkundigt. Wir haben Ihm den Weg aufs Genaueste beschrieben und angesichts der Temperaturen, mit ein wenig Schadenfreude, viel Spaß gewünscht. Rund eine halbe Std. später kommt er Retour und sagt ein wenig entschuldigend: ,,… er gehe besser zurück, da er alleine unterwegs ist.”, mit noch mehr Schadenfreude und natürlich sehr viel Verständnis für seine Situation wünschen wir ihm noch einen guten Abstieg.
Der weitere Weg über die Grate ähnelt der Fahrstrecke einer Achterbahn, kurze steile Anstiege wechseln sich mit ebenso kurzen wie steilen Abstiegen ab.
Am Jezpa-Sattel angekommen sind wir, besonders die Kinder, zerkratzt durch die Latschen, diverse Fehltritte ziemlich erschöpft. Auch Sam, der die Strecke mindestens 3mal absolviert hat und von allen eigentlich die leichteste Aufgabe hatte, denn er wurde ohne Gepäck belastet, von allen mit diversen Leckerchen nur verwöhnt, ist mittlerweile Dankbar für jede auch noch so kurze Pause.
Mittlerweile ist uns allen die Erschöpfung doch recht deutlich anzusehen, und wir sind Dankbar für den Vorschlag, das wir uns nicht an der Baumgartner Höhe abholen lassen sollten, sondern in Outschena, von wo wir sonst in Richtung Mittagskogel starten. Auch die Tatsache dass wir nicht, wie geplant, über den Mittagskogel und den Türkenkopf gewandert sind, hält die Enttäuschung in anbetracht der wartenden Dusche und eines Sprunges in den See in Grenzen.
Selbst Hansi, dem auch jetzt immer noch keine äußerlichen Spuren der vergangenen Stunden anzumerken sind, scheint froh zu sein, dass wir nun gleich wieder in das Basislager zurückgeholt werden. Auch wenn der verdiente Grillabend ein wenig ins Wasser fällt, das Lagerfeuer, die anschließende Bierprobe, die Freunde die sich hier treffen, kurz die Atmosphäre die hier auf dem Hof herrscht, lassen einen diese Strapazen schnell vergessen.
Liebe Ines, lieber Hansi, das mag jetzt zwar etwas sentimental klingen, drückt aber das aus was einen Urlaub hier bei Euch auf dem Mikl-Hof ausmacht!!
Ich hoffe dass ich das noch viele Jahre mit meiner Familie hier bei Euch in dieser Form erleben darf.
DANKE