Vorab gesagt Wettervorhersage: Gewitter in Nord-West Kärnten!
Wir trafen uns pünktlich um 15:30 Uhr zur Abfahrt mit vollem Rucksack und voller Motivation.
Wir das waren die 6 Personen. Mariano, Jaqueline, Hansi, Jens, Jürgen und Martin. Bei 29°C ging’s nach einer kurzen Autofahrt los. Wer Hansi kennt, wählt das Tempo Vollgas – es ist kein Kindergeburtstag.
Nach diversen Abkürzungen kamen wir schweiß gebadet an die letzte Möglichkeit unsere Trinkreserven an einem Brunnen aufzufüllen. Nach kurzem „Kopf ins Wasser” stecken ging die Wanderung weiter. Jürgen – der das erste Mal bei Hansi ist – hat sich die Wanderung anders vorgestellt.
Resignierend, aber willenlos folgte er uns.
Meine neuen Bergschuhe machen sich bemerkbar. 4. Tour mit diesen Schuhen. Die alten „Bock” (Schuhe) überlebten überraschend – nach 15jährigem Besitz – die Tour 2011 nicht.
Beim nächsten Halt betrachtete ich meine Füße, ohne Schuhe, und erkannte, dass Blasenpflaster dringend nötig waren. …
Weiter ging’s über Stock und Stein. Vorbei an der Annahütte wo ein Blechnotlager errichtet wurde. …Weiter ging’s hinauf.
Jürgens Adrenalinschub blieb aus und Jaqueline gab im ein weißes „Zauberpulver”. Danach war Jürgen wieder dabei.
Die Felswand
Kniezitternd überwand Jaqueline das erste Hindernis. Es verlangsamte sich das Tempo – Jaqueline wurde immer ruhiger. Es erklangen die durchdringenden Worte: „Schau auf meine Fiass!” und Jaqueline zitterte – bis nichts mehr ging. Verzweiflung! Höhenangst! stand Jaqueline ins Gesicht geschrieben.
Jetzt war es so weit: Jaqueline kam ans Seil. Folgendes Bild tat sich uns auf: Hansi führte Minka die von Jaqueline gespielt wurde – hinter Ihr folgte Martin. Doppeltgesichert! Für Jaqueline gab’s kein Entkommen.
Nur für Jaqueline sah die Welt anders aus. Ein Weg zurück zur Annahütte war für sie klar. Hansi konnte sie jedoch nach einigen Minuten vom weitergehen überzeugen. Geschafft!
Entgegenkommendes Wanderpärchen, die guten Fußes waren, sahen erstaunt zu uns, da wir die einige Frau im Team, am Seil den Berg hinauf geleiteten. Nach einem kurzen Gespräche über unser Vorhaben, ging das Pärchen erstaunt weiter.
Der Gipfel kam immer Nähe – und doch war es noch eine gute Stunde zu marschieren.
Eine Gemse lief unter uns. Pünktlich um 19:30 Uhr wurde das Ziel erreicht.
Freie Muldenauswahl! Zu zweit richtete sich Jede/r seinen Schlafplatz her.
Jaqueline teilte mit mir eine Mulde. Sicherheitshalber erkundige ich mich bei Hansi über die wilden Tiere hier oben.
Den Sonnenuntergang betrachteten wir gemeinsam beim Gipfelkreuz. Nun brach die Nacht über uns und die Täler leuchteten. In einiger Entfernung – für mich nicht so weit – sahen wir Blitze. Richtung Norden! – Westen! nur ober uns war es sternenklar. Mein trockenes Gewand war wieder mit Angstschweiß getränkt. Jeder versuchte zu Schlafen scheiterte. Sicherheitshalber verkrieche ich mich mit angezogenen Schuhen in meinem Schlafsack. Die Blasen überzeugten mich jedoch, dass ich die Schuhe ausziehen musste, aber aus dem Schlafsack dürfen sie nicht. Wann immer ich die Augen aufmachte, blitze es ober mir. Auch das Donnern hörte ich. Es war kein Flugzeug sicher nicht!!! Ich schloss mit meinem Leben hab.
1/4stündlich erkundigte ich mich bei Jaqueline über die Wetterlage. Es könnte auch kürzer gewesen sein. Meine Uhr gab den Geist auf. Jaqueline konnte auch nicht schlafen – zumindest danach. Was machen wenn doch ein Gewitter kommt. Die nächste Schutzhütte ist 2 Stunden entfernt.
Dann war es vorbei – der Donner! – die Blitze! jedoch ein unangenehmes Gefühl stieg mir in den Kopf – ich musste mal – was ich immer wieder verschob. Ganz leise frage ich Jaqueline alles was mir durch den Kopf ging – „ob Hansi noch seine Soletti hat”… Gedanken über Gedanken „wie können die anderen schlafen”…
Neue Uhrzeit 2:14 Uhr – Sternenklar – Wind kaum auf – hoffentlich bringt der kein Gewitter. Jaqueline atmete gleichmäßig. Verräterin – jetzt schlaft sie doch. Wer sagt mir nun die Uhrzeit. Warum kann ich nicht schlafen!!! Einige Zeit später wurde es heller. Ein neuer Tag beginnt. Nach und nach erwachten auch die Anderen. Ich packte langsam meinen Rucksack. Pünktlich zum Sonnenaufgang waren alle Fotografen gestellt. Jaqueline wurde immer stiller. Sie stand vor ihrem Abgrund. Jetzt wurde es ernst. Nach den ersten Metern auf allen vieren wurde Jaqueline wieder an die Leine genommen. Es domminierte das Wort „Schau auf meine Fiass!” von Hansi in regelmäßigen Abständen. Über Stock und Stein, bei Schlüsselstellen vorbei, kamen wir zur Annahütte. Jaqueline war zunehmend entspannter und wortgewandter.
Jeder Schritt war eine Überwindung. Die letzte Stunde begann. Mein Tempo verringerte sich. Es waren Qualen – vorbei an den Brunnen. Die Anderen liefen mir davon. Nicht an laufen zu denken. Ich wollte keine Raste mehr machen. Ich ging an der wartenden Gruppe wortlos vorbei. Im langersehntem Ziel angekommen, war ich glücklich meine Schuhe ausziehen zu dürfen.
Das Resümee: Von Sternenklar bis Schmerzverzerrt. – Das nächste Mal sind die Schuhe nicht mehr neu.
Ein Woche später bekomme ich ein Mail von Ines „Gewitter war garnicht das Gefährlichste!”
Zeitungsbericht “Kleine Zeitung”:
Bär und Wolf sollen in den Karawanken zahlreiche Tiere gerissen haben. Wildbiologe will DNA untersuchen lassen. Eine Herde flüchtete ins Tal.
Auf Almen im kärntnerisch-slowenischen Grenzgebiet weit oberhalb von Finkenstein und Arnoldstein treiben seit einiger Zeit offenbar Bär und Wolf ihr Unwesen…