Bin vom 13.5. – 22.5. am Faaker See, wie sieht es bei Dir aus ?

von Thorsten Bruhns

Heute ist der 16.5.2010, vor gut 6 Wochen habe ich diese sms von meinem “Angelkumpel” Thomas aus Stuttgart bekommen und jetzt sitze ich auch am See.

Der Aussicht in diesen tollen See ein paar Nächte auf Karpfen zu fischen, mit der Fliegenrute in der Gail und ihren Nebenbächen Forellen & Äschen nach zustellen und mindestens 6 nette Menschen wieder zusehen, konnte ich einfach nicht widerstehen.
Schließlich habe ich die 4 Mikl’s vor 3 und Thomas vor 5 Jahren zu letzt gesehen. Der letzte Kontakt zu einem Bewohner des Sees lag so gar schon 7 Jahre zurück ! Das war die Möglichkeit den Schnitt in jeder Kategorie nach unten zu korrigieren.

Zumindest das Wiedersehen mit den Zweibeinigen Lebewesen der Gattung Mensch sollte alles auf Anhieb klappen, aber was die Flossenträger betrifft …

Aber immer der Reihe nach.

Als erstes habe ich zu Hause und bei der Arbeit Urlaub eingereicht und genehmigt bekommen.

Damit war die wichtigste Grundvoraussetzung geschaffen um mit den Vorbereitungen zu beginnen (Recherchen in Internet, vervollständigen der Ausrüstung, …). Abgeschlossen werden sie durch das beladen(und das ist genau so gemeint wie ich es geschrieben habe) des Autos am 15.6. Um 21:30 heißt es dann “Gentleman, please start your engine”.

Der erste “Schock” kommt am Sonntag den 16. morgens um 7 Uhr und das nach gut 900Km der zu fahrenden Strecke.
Es schneit und das Thermometer zeigt ganze 4° an !
Ok, ich bin auf der Tauern Autobahn, aber sowas habe ich, die letzten 6x (immer Mitte Mai) als ich diese Strecke gefahren bin, noch nicht erlebt. Als ich gut 1 ½ Stunden später am See ankomme wird meine Vermutung zur Gewissheit: Es liegt nicht an der langsam wachsenden Müdigkeit ! Auch hier erkenne ich das Wetter kaum wieder, war ich doch von meinen letzten Besuchen andere Temperaturen gewohnt (Luft 25-30°C und Wasser um die 17°C).

Ab Montag stellte sich dann zu meiner Freude schönes Wetter ein, viel Sonne, rund 20° C und dazu ein pubertierender Nord-West Wind der am Dienstag seine Volljährigkeit feiern sollte. Wie mir Hansi später erzählte habe ich wohl noch die beste Woche im Mai erwischt !

Aber noch haben wir ja Sonntag. Also erst einmal frühstücken und dabei mit den Mikl’s schwatzen , anschließend schnell duschen, dann ein paar ( es blieb bei 2)Stunden schlafen, aufstehen und Thomas anrufen (wie erfolgreich waren die Stuttgarter bis jetzt?), dann ging es darum ausfindig zu machen wem die Grundstücke gehören von denen aus ich angeln wollte, die Ausrüstung musste runter zum Badestrand und das Schlauchboot wartete auf ein paar kräftige Hübe aus meiner Pumpe. So jetzt noch schnell zum Angelplatz (andere Seeseite !) und das Futter versenken, zurück, Abendbrot essen und dann ins Bett. Soweit die Theorie, denn den Schalter für die Windmaschine hab ich trotz intensiver Suche leider nicht finden können und so dauert die ganze Prozedur dann 1 ½ Stunden. Bis ich rudernd vor mich hin fluchte wie ein Galeerensträfling waren es gerade mal 5 Minuten. Am Donnerstag (ohne Gegenwind) habe ich dann die gleiche Strecke in der halben Zeit geschafft.

Nachdem ich mich die Nacht richtig ausgeschlafen und anschließend ausgiebig gefrühstückt habe mache ich mich auf den Weg nach Villach. Mein Ziel ist es eine Fischereigastkarte für den Faaker See zu besorgen und von dort aus weiter nach Hermagor zu fahren. Der Laden heißt Falle und den Namen trägt er in meinem Fall nicht zu Unrecht, wie ich an Hand der Antworten auf meine Fragen feststellen muss. „Seit 2 Jahren werden keine Karten mehr für den Faaker See ausgegeben”, ok was soll’s, ich weiß ja wo ich sonst noch eine bekommen kann. Auf meine zweite Frage ob ich fürs Fliegenfischen besser an die Kleine Drau nach Ferlach oder an die Gail nach Hermagor fahren soll lautet der sicherlich gut gemeinte Rat. „Die Gail, da war ich letzte Woche selber, da geht was, passt schon”.

50Km und eine ¾ Stunde später stehe ich im Tourismusbüro in Hermagor.

„Ich verkauf ihnen die Karte ungerne, schauen sie sich die Gail erstmal an. Das Wasser ist ziemlich hoch und trübe, Es hat die letzte Woche viel geregnet”. Was hat der gute Mann in der Falle noch gesagt ? Passt schon ! Passt gar nicht!! Jedenfalls nicht zu dem was die nette Dame (Daniela) mir gerade offenbarte, also nehme ich ihr Angebot an und schaue selber nach. Hoch und trübe, ja das passt ziemlich genau. Nur mir passt das nicht !!!

Bei der Suche nach einem Ausweich-Revier erweist sich Daniela als sehr hilfsbereit und äußerst hartnäckig. Die Erste Wahl sind natürlich die Gemeinde eigenen Gewässer, der Zerimbach und der Garnitzenbach. Was folgt ist der Griff zu ihrer Fernmeldeeinrichtung, 2 Anrufe, 2x die gleiche Frage gestellt, 2x mal die gleiche Antwort bekommen: Trübe ! So schnell kann aus der ersten Wahl die zweite werden.

Nach kurzer Überlegung fällt ihr noch etwas ein, in Feistritz gib es auch noch ein zwei Bäche. Wieder die kurzen Anrufe, wieder die gleichen Antworten. Als letzte Option gibt es in Nötsch noch eine Möglichkeit, schnell hat sie die Nummer raus gesucht und angerufen. YEESSSSS, das Wasser ist klar. Mir kommen vor Freude ein paar Tränen, der Rest der Antwort verhindert dann doch noch den Griff zum Taschentuch. „Die Fische sind gerade erst gesetzt worden, Karten gibt es erst ab Mitte der Woche”.

Was tun, 40E bezahlen und im Trüben fischen ? Nein, das hätte ich zu Hause auch haben können. Also ab nach Ferlach, nur schade das alles was ich über dieses Gewässer im Internet gefunden habe, genau jetzt wo ich es doch brauche, zu Hause in Lüneburg liegt. Irgendwie werde ich es schon zusammen kriegen, nach gut 90 Km komme ich in Ferlach an, als es jetzt darum geht den Bach zu finden offenbart sich eine Schwäche meines Navis. Wie finde ich einen ca. 5m breiten Bach ohne eine genaue Adresse eingeben zu können. Die richtige Antwort ist: gar nicht ! Egal die grobe Richtung habe ich ja im Kopf und für den Rest hab ich ja im Gesicht eine Öffnung mit der man nicht nur essen, sondern auch mal eine Frage stellen kann. Und tatsächlich, mein Konzept geht auf, wenig später steh ich auf einer Brücke und kann von dort einige Fische ausmachen.

Fehlt nur die Erlaubnis zum Fischen, zurück im FerlacherStadtzentrum starte ich eineSchnitzeljagt in dem ich einen Polizisten frage. Dieser erweist sich als hilfsbereit aber ahnungslos, trotzdem folge ich seinemTipp „Am besten mal im Gemeindeamt fragen”, eine kurze Wegbeschreibung gibt es gratis noch dazu.

Wenig später im Gemeindeamt teilt sich die Spur durch folgende Antwort „Nicht bei uns, aber ich gebe ihnen mal 2 Nummern”. Erste Nummer angerufen, Treffer „Ja haben wir, unsere Adresse ist …”. Auf den Weg dorthin komme ich an einer Forellenzuchtanlage vorbei, wo es Fische gibt, gibt es auch Karten ! Der Gedanke erweist sich als nicht ganz richtig, aber immerhin hat einer der Mitarbeiter eine dritte Telefonnummer für mich, hat er etwas geahnt ?

Im Hotel angekommen drückt mir ein Angestellter erst einmal einen Ordner mit den nötigen Unterlagen in die Hand und schickt mich in das gegenüber liegende Gebäude, auf die Kegelbahn, „Da ist die Chefin, die macht das”. Schnell stellt sich heraus des die Chefin außer Kegeln, gar nichts machen kann. Für den von mir gewünschten Gewässerabschnitt hat sie keine Karten, aber jetzt kommt die dritte Nummer ins Spiel. . „Das ist ein Italiener der in Rosegg wohnt, der hat den Vorfluter gepachtet” erklärt mir die Chefin, dreht sich um und wirft schnell mal eine 8.

Also drehe ich mich auch um gehe zum Auto und benutze einmal mehr mein Handy. Das es ein echter Italiener ist merke ich sehr schnell, er versteht mich nicht ! Ein paar Sekunden ist dann gar nichts mehr zuhören, plötzlich habe ich seine Mutter (er soll übrigens Mitte 40 sein) dran. „Karten ?!, nure führ Hausegäste ” oder so ähnlich klang die Antwort. Meine Erinnerungen an die Internet Recherchen sahen da zwar anders aus, aber was nützt mir das jetzt ?

An dieser Stelle schnell mal etwas für das Ego: Ich hatte Recht !

Eigentlich wollte ich doch nur angeln ! Nach gut 300Km und etlichen Stunden stehe ich jetzt hier, habe Hunger & Durst, mir ist sehr warm und ich habe keine Lust und auch keine Idee mehr wo ich noch hinfahren könnte.

Also beschließe ich diese “Kreuzfahrt” zu beenden und zurück zum See zu fahren, schließlich gilt es ein paar andere Bedürfnisse zu befriedigen und ich wollte ja noch mein Platz fürs Karpfenangeln füttern.

Nachdem ich mit den füttern fertig bin sitze ich noch am Strand, lasse den Tag Revue passieren und überlege ob ich etwas hätte anders machen können.

Also, wenn ich ein Fisch wäre und Hunger hätte, würde ich dann aufs essen verzichten nur weil das Wasser hoch & trübe ist ? Meine spontane Antwort lautet: Nein ! Also, morgen geht es nochmal noch Hermagor.

Als ich abends Hansi erzähle wie der Tag gelaufen ist sagt der nur „schreib’s auf”.

Am Dienstag teile ich Daniela meine Überlegungen mit und mit einen schmunzeln im Gesicht händigt sie mir die Karte aus. Nur wenig später stehe ich am Zerimbach und muss feststellen dass es wohl keine Europäische Norm für Wassertrübung gibt

<- Das grüne sind Pflanzen.
<- Der Fische ist eine Äsche.
<- Links unten sieht man den steinigen Boden.
<- Und das Trübe durch das man alles erkennen kann, ist ??
Genau, das Wasser.

und das es nicht unbedingt ein Vorteil ist wenn man die Fische die man fangen möchte sehen kann. Die haben nämlich auch Augen und dass das nicht die schlechtesten sind muss ich immer wieder feststellen wenn ich mich zu hastig am Ufer bewege, nicht auf meinen Schatten achte oder zu dicht an die Fische ran will. Irgendwann habe ich dann doch den richtigen Bogen raus und fange einige schöne Regenbogenforellen & Äschen.

Zufrieden fahre ich abends zurück zum See, ich will ja heute noch die erste Nacht auf Karpfen fischen. Leider verhindert der bereits erwähnte Wind das ablegen mit dem Schlauchboot, die Höhe der Wellen die mir am Strand entgegen kommen lassen keinen Zweifel zu: Wenn ich jetzt los rudere werde ich meinen Angelplatz nicht ohne ein paar Eskimorollen erreichen. Da mir für solche” Übungen” richtige Ausrüstung und auch der Mut fehlt beschließe ich spontan diesen Termin auf morgen zu verschieben.

Ab Mittwoch passt dann einfach alles zusammen, ich kann im Zerimbach weitere Äschen & Forellen überlisten und auch in den Nächten gelingt es mir ein paar schöne Schuppenkarpfen zu fangen.

Obwohl nicht alles so rund lief, und auch die Fische kleiner waren als erhofft, bin ich zufrieden. Es gab wieder viele schöne Momente/Eindrücke, ich habe eine Menge dazu gelernt und mal wieder weniger als 1.20E für den Liter Super zu bezahlen ist auch ein nicht zu unterschätzendes Glücksgefühl. Schade nur dass mir am vorletzten Tag noch das Navi kaputt ging.

Was hat Schwarzenegger im ersten Teil vom Terminator gesagt ?

I’ll be back

Recht hat er !