von Karin Pudor
Oder Therapiestunde mit Hansi Mikl
Im Oktober des Jahres 2002 erhielt ich per e-mail ein Geschenk von Hansi: Er nannte es “Mondscheinausritt”. Eigentlich hatte ich gedacht, na ja ein Ausritt in Gedanken mit Hansi – so nach dem Motto: “Freu dich schon mal auf den nächsten Urlaub – er kommt bestimmt.”
Und viele Monate später – endlich Urlaub – fragte mich Hansi, ob wir denn heute abend mein Geschenk einlösen wollten? Wollte ich? Und ob ich wollte – keinen blassen Schimmer auf was ich mich denn da einlassen würde.
Gegen 21 Uhr ging es los. Hinein in die Dämmerung! Santo und Lenzo sichtlich erfreut, das es zu dieser späten Stunde noch einmal nach draußen ging. Mondschein war angesagt, doch schon nach wenigen Schritten mußte ich mich ernsthaft fragen, wo denn der Mond sich hin verpieselt hatte. Jedenfalls in Kärnten überm Faaker See war er nicht zu sehen. Eher nebelig – diesig, konnte man die Stimmung beschreiben! Mit ruhigem Tempo ging es voran, die Dunkelheit kam jedoch mit großen Schritten. Wie in Nebelschwaden gehüllt, zeigten sich Bäume und Waldweg. Es dauerte nur eine kurze Zeit und nichts war mehr zu sehen. Mein Vordermann hatte geschickt wie er nun mal ist, ein schwarzes T-Shirt an, also von hier war auch keine große Hilfe zu erwarten. Eine Zeitlang hatte ich den Eindruck Santo lief ohne Reiter vor mir her. Immer dunkler wurde es. Vor mir kam die Stimme aus der Dämmerung: „Karin – was denkst du?” Oh Hansi . wenn du wüßtest. 1000 Dinge, die ich jetzt lieber täte als jetzt so im Wald…. Wär ich allein, ich würde mir ein Liedchen pfeifen, aber das wär dann doch ein wenig peinlich. Mein Herz, ich konnte es klopfen hören. Noch hatte sich mein Hirn nicht auf „Abenteuer” oder so etwas ähnliches eingestellt. Ein Mondschein-ritt – sollte das nicht was mit Romantik zu tun haben? Ich kam mir eher vor wie im Gespensterwald. Doch eigentümlicherweise, von den Pferden war nicht ein Straucheln zu spüren, sie schienen sicher zu sein. Auch die Achterbahn im Dunkeln, war nicht zu verachten, so dachten sie scheinbar und wollten die gewohnte Galoppstrecke denn auch in diesem Tempo nehmen. Aber ich nicht!!!!!!!!! Also ein wenig Rodeoreiten war angesagt. Im Dunkeln um mich selbst – na prima! Aber irgendwie wurde zwischen Lenzo und mir dann doch die Frage geklärt, wer das Tempo bestimmt. Als ich diesen Punkt erreichte, waren meine Nerven eher angespannt als entspannt – aber auf wunderbare Weise kam mir ausgerechnet jetzt die Erkenntnis, das ich der Situation nicht mehr ausweichen konnte. Meine einzige Chance diesen Ausritt doch noch zu genießen, hieß endlich loszulassen, durch-zuatmen und die Zügel lang zu lassen, sich auf das Pferd zu verlassen. Ich hatte den halben Ausritt gebraucht um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Aber immerhin, ich hatte sie erreicht, die Gelassenheit um dem Ausritt doch noch etwas abzugewinnen. Wenn es mir gelingen würde diese Erkenntnis mit in den Alltag zu übernehmen, dann wäre dies die genialste Therapiestunde gewesen, die ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben bekommen würde. In diesem Sinne beendete ich auch noch den Rest diesen tollen Ausritts – Lenzo brachte mich heil nach Hause, und die Erfahrung im Handgepäck.
Aber Hansi, das nächste Mal bitte den Galopp auf der Wiese dazu!
Wäre noch die Frage zu klären, was ich wirklich dachte, aber Hansi meint ja, das er es mir vom Gesicht ablesen könnte. Schade nur, das er es mir nicht sagt. So werde ich wohl nie erfahren, was ich denn nun wirklich dachte.