Ein besonderer Ausritt

von Kati Szangolies

Es gibt Momente im Leben, die einfach mehr als nur besonders sind, nämlich einfach unbeschreiblich! In diesem Schreiben möchte ich von so einem Moment berichten.

! Achtung ! Freie Interpretation. :o)

Mein Traum war es seit Kindheitstagen, einmal mit einem Pferd im Galopp durch den Wald zu reiten (Klein-Mädchen-Traum). Ich kannte lange Zeit nur das englische Reiten. Galopp im Wald während der Reitstunde war also ziemlich unwahrscheinlich. Aber auf dem Mikl-Hof wurde mein Traum dann wahr.

Fertig ausgerüstet mit Reitstiefeletten und Chaps ging es in den Stall zum Striegeln und Hufe auskratzen. Dann Satteln und Trensen. Dummerweise hatte es eine halbe Stunde vorher angefangen zu regnen. Und selbst dann als die Pferde fertig waren, schüttete es immer noch. Also, fünf Minuten warten und raus. Der Regen hatte schon sehr nachgelassen.

Pferd Santo vorne weg, Lenzo und danach Bingo ging es in Richtung Wald.

„Hmmm! Ein Ast zum Fressen! Der Reiter merkt das bestimmt nicht…”, dachte Bingo – doch ich bemerkte es sehr wohl. „Nix da, futtern kannst du später.” „Menno”

Hier ein Blatt, dort ein Ast, der einem ins Gesicht hängt, da ein rutschiger Stein – jede “Problematik” wurde überwunden.

Dann war es endlich soweit: „Wir würden da vorne mal ein Stück galoppieren. Ist das Okay?” „Ja! Super!”

Ich sah wie sich die Vorderpferde in Bewegung setzten und wenige Sekunden später galoppierten. Ich brauchte Bingo gar nichts zu sagen, der merkte schon, dass jetzt die Abwechslungsstrecke kam.

Anmerkung:  Ich bin im Schulbetrieb eigentlich immer ein Pony geritten. Und wenn es dann hieß: Galopp, dann immer eine gemütliche, im Takt bleibende Gangart. Aber das war ein Pony gewesen…

Sssssssssssssip! Und wech! Aber so richtig! Bingo legte los, als ob wir gejagt worden wären. Ein breites Lächeln legte sich über mein Gesicht. Ich spürte wie die Umgebung an uns vorbei schoss und der Wind mir entgegen kam. Schön!

Es fühlte sich fast so an… ja – als ob wir fliegen würden… Ich sah nach unten. Uuups! Wir befanden uns wirklich ca. 1 m über der Erde! „Bingo, tust du fliegst?” Ein bejahendes Schnauben kam zurück. Das konnte doch nicht wahr sein! Kein Pferd kann fliegen! Ich sah nach unten – und glaubte meinen Augen nicht! Das war doch nicht die Wirklichkeit! Unter den Steigbügeln hervor kamen zwei Flügel aus Federn!! Sie hatten die gleiche Farbe wie Bingos Fell und bewegten sich auf und ab! Wir nahmen an Höhe zu! „Bingo, was machst du da?” „Fliegen!”, schoss es mir durch den Kopf. „Hast du auch noch telepathische Fähigkeiten?!” „Jip!” Oha! Wir flogen immer höher und höher, bis der Wald tief unter uns lag. Die Aussicht von hier oben war einfach atemberaubend! Ich breitete die Arme weit auseinander und atmete die Luft tief ein. Aber ein bisschen ängstlich war ich schon… es war ziemlich hoch. „Bingo, ich möchte lieber wieder auf den Weg zurück!” „Na gut.” Es gab noch einen kleinen Schlenker und wir kamen wieder sanft auf dem Waldboden an. Hansi und Ines warteten schon auf uns. „Na? Wie war’s?” „Super!” „Ist Bingo wieder abgehoben?!” „Ja. Aber es war super toll!” „Das stimmt, die Aussicht ist immer ganz prima. Nur wenn man Höhenangst hat, vielleicht nicht so.”

Auf dem restlichen Weg sind wir noch zweimal galoppiert, bzw. geflogen.

Doch auch der schönste Ausritt muss einmal ein Ende haben und wir kamen wieder auf dem Hof an, saßen ab und führten die Pferde in die Boxen. Beim Abtrensen musste ich die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herumspukte, einfach stellen. „Wieso kann Bingo eigentlich fliegen?” „Also seine Mutter konnte das nicht. Aber es gibt Gerüchte, dass sein Vater ein Pegasus-Pferd sein soll. Naja, und von dem hat er dann halt das Fliegen geerbt.” „Und wo hat er die Flügel jetzt im Moment?” „Eingepackt unter dem dicken Winterfell am Bauch.”

Fazit des Rittes: Nur Reiten, äh… Fliegen ist besser!