Mein Gott, Mangart !!!

von Udo Herzmann

Mittwochs, am 01.08.07 hätte Thomas, Hansi und mich in den frühen Morgenstunden nichts mehr im Bett halten können. Wir wollten auf den Mangart. Mit 2678m der vierthöchste Gipfel Sloweniens.
Die Anfahrt über den Predilsattel ins Koritnicatal und über eine schmale, abenteuerliche Mautstraße, brachte uns zum Startpunkt auf circa 2000m. Zum einlaufen ging es ein Stück über Wiesen bis zum Sattel. Für den Aufstieg wählten wir die italienische Variante über die Nord-Ostseite, mit traumhaften Panoramen in die umliegende Bergwelt.

Ohne Probleme erreichten wir nach circa 1 ¾ h den Gipfel. Es soll Leute geben, die diese Route als Hausfrauenweg bezeichnen. Die Aussicht auf die benachbarten Gipfel und in die Ferne war trotz mehrmaliger Wolkeneinhüllungen beeindruckend. Während unserer Gipfelrast auf vereisten Felsbrocken, kamen immer wieder Gruppen von Gipfelstürmern den slowenischen Klettersteig hinauf. Und je mehr dort hinaufkamen, umso neugieriger wurde Hansi. Er sprach mit einigen und kam zu dem Entschluss: „Wenn ich sehe wer alles den Klettersteig rauf kommt, da kommen wir da auch runter.” (Ein typisches Beispiel für Hansis Hausfrauentheorie.) Nachdem ich meine Zweifel geäußert hatte, man solle keine Hausfrau unterschätzen, wurden diese von Hansi und Thomas zerstreut und wir begaben uns an den Abstieg.

Das erste Stück war leicht zu bewältigen. Aber dann! Es kam ein vollausgerüsteter Kletterer mit dem Spruch: „Da wollt ihr runter? Na dann viel Glück!” Kurz darauf der Nächste: „Viel Spaß” Und dann kamen sie wieder, meine Zweifel. Nach der Hälfte des mittlerweile schwierigen Klettersteigs begegneten uns Schweizer. Im schönsten schweizer Dialekt und uns mit großen Augen anschauend kamen die, auf die innere Ruhe so toll wirkenden Worte: „Ohne Sicherung? Ohne Helm? Das ist ja lebensgefährlich!” Zum umkehren zu spät kletterten wir weiter ab. „Lebensgefährlich” hatte sich doch sehr eingeprägt und wurde noch von zwei Gedenktafeln untermauert. Wer Augen im Kopf hatte, konnte aber auch selbst darauf kommen. Wenn seine Hände sich an ein Drahtseil klammern, und der Hintern sich über einer mehre 100m abfallenden Wand befindet, ist der erste Fehler der letzte.

Wir setzten unseren Abstieg durch eine beeindruckende Schluchtrinne fort. Hansi und Thomas, meist mit einem breitem Grinsen. Für sie hatte das was. Ich hingegen mit hochkonzentrierten und angespannten Gesichtszügen. Nach circa 1 ½ h (gefühlte 4h) erreichten wir das Schotterfeld am Fuß der Wand. Dort schien es um einiges wärmer zu sein, denn das Zittern in meinen Knien ließ merklich nach. Der Rest des Weges zum Auto, war ein lockerer Spaziergang, den auch ich wieder genießen konnte.

Nach der Internetrecherche von Hansi, stellte sich heraus, dass der Klettersteig wegen erhöhter Steinschlaggefahr gesperrt war.

Neben den Ermahnungen wie, steig nie zu Fremden ins Auto, fahre nicht mit Betrunkenen, nimm keine Drogen, etc., sollten Eltern ihre Kinder auch darauf hinweisen, dass sie nicht mit Fremden auf Berge steigen sollten.

Rückblickend war es ein Abenteuer das mir lange in Erinnerung bleibt, leider ohne es mit Michael teilen zu können. Es würde mich freuen, wenn diesem Bergerlebnis in 2008 noch welche hinzukämen.