Mikl‘s übernachtungstour zum Mittagskogels

Sonntag, 19.08.2012

Am Strand kursieren Gerüchte über eine, in dieser Woche, anstehenden Wanderung zum Mittagskogel mit Bergübernachtung. Ein lang gehegter Traum von mir könnte wahr werden, hat mir Hansi doch bereits in den letzten 4 Jahren immer wieder von seinen Touren zum Mittagskogel erzählt und vorgeschwärmt.

Montag, 20.08.2012

Eine Nachfrage bei Hansi ergibt, dass die Gerüchte tatsächlich wahr sind. Von Dienstag auf Mittwoch möchte er mit uns zum Mittagskogel aufsteigen und auf dem Berg übernachten. Meine Vorbereitungen beginnen mit dem Einkauf von 2 Dosen Gösser Radler. Hat es sich bei der letztjährigen Tour zur Mitzl-Moitzl-Hütte und dem Mallestiger Mittagskogel bzw. Schwarzkogel

gezeigt, dass ein gutes Gipfelbier einfach dazugehört. Die Dosen werden umgehend zur Kühlung in den Kühlschrank gelegt. Noch am Abend treffe ich Hansi und wir reden über den optimalen Startzeitpunkt der Tour. Die Sonne geht dieser Tage gegen ca. 19.30 – 19.45 Uhr unter, also sollten wir spätestens um 15.30 Uhr zur Tour aufbrechen.

Dienstag, 21.08.2012

Die Sonne lacht bereits am Morgen – also beste Voraussetzungen für die heutige Tour. Bis zum Start ist aber noch genügend Zeit um mit der Familie nach Tarvisio, Italien zu fahren. Ein wenig Einkaufen und dann Dolce-Vita mit Panini und Aperol-Spritz – die optimale Vorbereitung auf die Tour.

Nach der Rückkehr wird der Rucksack für die Bergtour gepackt: Verpflegung, ausreichend Getränke, Wechselkleidung bzw. Kleidung für die Nacht und der Schlafsack.

Treffpunkt Hof: es finden sich Hansi, Mariano, Martin, Jaqueline, Jürgen und ich mit gepackten Rucksäcken ein – eine kleine und überschaubare Truppe. Die Familien sind zur Verabschiedung auch erschienen. Sch….! Die gekühlten Gösserdosen liegen noch im Kühlschrank. Hansi hilft mir freundlicherweise mit einer Dose aus seinem Vorrat aus. Pünktlich um 15.30 Uhr geht es dann los. Mit zwei PKW’s fahren wir zum Startpunkt in der Nähe vom Baumgartner Hof. Starthöhe: ca. 850 Meter.

Bei 29 Grad gehen wir die ersten Höhenmeter auf einem gut ausgebauten Forstweg an. Hansi legt sein, von der letzten Tour, bekanntes Tempo vor und uns rinnt der Schweiß schon jetzt über das Gesicht. Auf immer steiler werdenden Wegen geht es Richtung ersten Halt. Die Quelle ist die letzte Chance, die Trinkwasservorräte aufzufüllen und sich nochmals ausgiebig zu erfrischen. Alle nutzen diese Chance. Jürgen ist, lt. seiner Aussage, bereits „im roten Bereich”. Traubenzucker von Jaqueline und ein paar aufmunternde Worte von Hansi lassen ihn aber weitergehen.

Nach einer kurzen Zeit ist eine Zwangsrast notwendig. Martins relativ neuen Schuhe zeigen Wirkung – Blasen an den Füßen, aber ein Mann der Bergwacht lässt sich durch so was nicht abschrecken und nach einer Selbstmedikation und der Verpflasterung der Versen geht es weiter.

Über die Anna-Hütte (nächste Traubenzuckerrast) geht es weiter Richtung kleiner Mittagskogel.

Der bevorstehende steile Abstieg vom kleinen Mittagskogel veranlasst Hansi zur Umgehung des kleinen Mittagskogel. Kurz nach 18.00 Uhr gibt es eine „Stärkungspause”. Brötchen werden verspeist und der Flüssigkeitshaushalt wird bei jedem wieder aufgefüllt. Mit dieser Stärkung gehen wir den finalen Anstieg zum Gipfelkreuz an. Unser Weg führt uns nun in alpines Gelände und Jaqueline wird aufgrund ihrer Angst vor Abgründen „ans Seil” genommen. Mit Hilfe von Hansi und Martin meistert sie auch die schweren Passagen mit Klettersteigcharakter. Das Gipfelkreuz rückt immer näher. Unterwegs begegnen uns nur noch ein vom Berg kommendes Pärchen und eine Gams. Sonst sind wir alleine auf dem Berg. Gegen 19.30 Uhr haben wir unser Ziel erreicht – der Mittagskogel, 2146 Meter hoch, ist geschafft.

Hansis Zeitmanagement geht voll auf – uns bleiben noch ein paar Minuten bis die Sonne hinter den Bergen in einem schönen rot/orange verschwindet. Schon dafür haben sich die Anstrengungen und Qualen geloht. Das Gipfelbier (wenn auch warm) schmeckt richtig lecker. Danach werden die „Kuhlen” bezogen und unsere Schlafstätten für die Nacht vorbereitet.

Beim nächtlichen Sit-In am Gipfelkreuz sehen wir im Westen wie auch im Norden Blitze und Gewitter. Martin, unserem Mann von der Bergwacht, ist es bei diesem Anblick etwas mulmig zu Mute. Hansi beruhigt: „bisher war kein Donner zu hören, also sind die Gewitter noch weit, weit entfernt”. Außerdem ist es über dem Mittagskogel sternenklar. Neben vielen Sternbildern, Satteliten sehen wir sogar die ISS in einem atemberaubenden Tempo an uns vorüberziehen.

An viel Schlaf ist in dieser Nacht nicht zu denken. Der Wind fegt mir immer wieder über das Gesicht und Steine drücken am Rücken und an den Beinen. Um die „Druckstellen” zu beseitigen, müsste ich aus dem Schlafsack raus – dies will ich aber nicht, also drückt’s halt weiter. Der Wind frischt wieder auf und ich verkrieche mich immer tiefer in meinen Schlafsack. Schlaf-, Dös- und Wachphasen wechseln sich die nächsten Stunden ab.

Mittwoch, 22.08.2012

Mein innerer Wecker sagt mir um ca. 5.30 Uhr, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Der Sonnenaufgang ist für kurz nach 6.00 Uhr vorhergesagt. Also raus aus dem warmen, kuschligen Schlafsack. Die anderen sind auch schon auf bzw. haben gar nicht geschlafen. Und tatsächlich – die Vorhersage hatte recht – um 6:08 Uhr, durch ein paar leichte Wolken etwas verdeckt, sehen wir die Sonne am Horizont aufgehen. Wir genießen das Spektakel der aufsteigenden gelb/orangenen Scheibe. Kurz vor 7.00 Uhr brechen wir unser Lager zusammen. Noch ein paar schöne Gipfelbilder und dann steht der Abstieg bevor.

Bereits auf den ersten Metern zeigt sich, dass man auf dem Hosenboden nicht sehr schnell den Berg herunter kommt. Wieder mit einem Seil von Hansi und Martin gesichert, sowie Hansis gutem Zureden („Gib mir dei Hand” oder „schau mer aufd Fiaß”) meistert Jaqueline den ersten und schwierigen Teil des Abstieges perfekt.

Kurze Rast an der Anna Hütte und dann geht es im „springenden Galopp” (Aussage Hansi) die Abkürzungswege zwischen den Forstwegen hinab. Nur Martin (Blasen) und Jürgen (Knieprobleme) schließen sich dem Galopp nicht an. Das letzte Stück auf dem Forstweg gehen wir dann gemeinsam den Weg bis zum Auto. Ein tolles Abenteuer geht zu Ende. Glücklich und zufrieden sind wir um 9:15 Uhr zum Frühstück wieder auf dem Hof

Mittwoch, 29.08.2012

Aus der regionalen Zeitung erfahren wir, dass im Gebiet zwischen Finkenstein und Arnoldstein, sowie auf der slowenischen Seite ein Bär und ein Wolf ihr Unwesen treiben und ihnen bereits eine große Anzahl an Schafen zum Opfer gefallen sind. Es gibt also doch noch was Schlimmeres als ein Gewitter auf dem Berg!