Mittagskogel inkl. übernachtung August 2012

„Soll i oder soll i?; dr Kopf sagt lass es bloß bleiba, dr Bauch sagt i will!”

So begann alles, als Ines von der geplanten Wanderung auf den Mittagskogel inkl. Übernachtung berichtet hat. Das Problem fehlender Schlafsack war schnell aus der Welt geschafft und Hansi beantwortete die wichtigsten Fragen. Am nächsten Morgen sagte ich gegen alle Verstandsargumente zu.
Um 16 Uhr, bei 28-29°C und zum Glück bedecktem Himmel begann der Aufstieg auf 900 Metern mit einem mulmigen Gefühl, das sich schon auf dem anfänglichen leicht ansteigenden Forstweg schnell bestätigte! Alle anderen (Hansi, war ja klar; Mariano war zu erwarten; Martin, war bekannt; Jaqueline und Jens, meine Hoffnungen) hatten so eine gute Grundlage und so ein hohes Anfangstempo, dass ich schnell das Schlusslicht war. Meine letzte Hoffnung ging geflöten, als Mariano, der sich etwas zurückfallen hatte lassen, anfing den Berg hoch zu joggen.

Als wir den Forstweg verließen und in das erste Steilstück einstiegen hatte ich sehr schnell meine persönliche Leistungsgrenze, was Tempofestigkeit anging erreicht und fing meinen Kampf an! Hatte ja zum Glück mein Auto unten stehen und mir somit ein Hintertürchen offen gelassen.

Am ersten Rastpunkt, einem wunderbaren kalten Brunnen, musste Hansi erste Aufbauarbeit leisten. Bei uns würde man sagen, ich sah aus wies Kätzle am Bauch. Eine doppelte Ration Traubenzucker und salbungsvolle Worte von Hansi, wie: „heute wird niemandem was geschenkt, Du schaffst das!” sorgten dafür, dass ich mich dem nächsten Abschnitt stellte, den ich dank Traubenzucker deutlich leichter bewältigte. Die dritte Etappe, von Hansi als Abschnitt beschrieben, der null Spaß macht aber einfach zügig (was für ein Wort) begangen werden muss, damit wir um 19:30 Uhr den Sonnenuntergang sehen können, sorgte wieder für heftigste Grenzerfahrungen. Gefühlte Atemnot, flaues Gefühl in der Magengegend gehörten jetzt einfach dazu. Spannend fand ich, dass mir erst beim Abstieg bewusst wurde, dass ich besonders in dem Abschnitt so mit mir und meinem „Überleben” beschäftigt war, dass mir manche Wegabschnitte völlig fremd vorkamen und ich mir nicht vorstellen konnte sie begangen zu haben.

Aber auch dieser Etappe war an der Annahütte, an der nur noch eine Notunterkunft steht zu Ende und ich kann Euch sagen, der gegessene Müsliriegel hat Geschmacks und Energieexplosionen ausgelöst. Hansis motivierenden Worte, nur noch 15 Minuten und dann kommt der felsige Teil, dann wird es interessanter und dann kommt das Adrenalin, dazu wieder Traubenzucker und ein Tütchen mit weißem Pulver, wo mir vermutlich immer verborgen bleiben wird, ob es das enthalten hat was gesagt wurde, oder …

Vor dem Einstieg in den felsige Bereich gab es noch ein kurzes Vesper und dann ging es auch schon los; – oh welche Hoffnung keimte in mir auf, als Jaqueline an einer ausgesetzten Stelle beschloss nicht mehr weiter zu gehen, umdrehen wollte, um in der Notunterkunft zu übernachten. Ich wäre sofort der „Held” gewesen, der Jaqueline begleitet hätte, nur um nicht die nächsten 600 Höhenmeter gehen zu müssen.

Aber nix war; Hansi und Martin seilten Jaqueline an und schon ging es weiter. Für mich etwas entspannter, da das Tempo deutlich langsamer war und Jens hinter mir ging. Ab jetzt trieben mich 2 Faktoren voran: a) Hansis Aussage, wenn Du oben bist, dann kannst Du eine ganze Nacht regenerieren; b) das Gipfelkreuz war zu sehen und ich konnte hören, wie es rief komm doch!

Auf den letzten 50 Höhenmetern setzte dann der Endorphinflash ein und ich entdeckte bei mir Gedanken, wie: „nächstes Jahr lasse ich mir den Urlaub bei Mikls zum Geburtstag schenken!” – wie uns die Hormone doch im Griff haben –

Der Gipfel war pünktlich um 19:30 Uhr zum fotografieren des Sonnenuntergangs erreicht. Was für ein Anblick! Das Nachtlager wurde in sogenannten Kuhlen aufgeschlagen, etwas unterhalb vom Grat. Warum ich beim herrichten des Nachtlagers mich mit einem Kleidungsstück kleidete, das mich zur Lachnummer der Wanderung machte, kann ich mir bis heute nicht erklären. Wars die Erschöpfung? oder wie war das mit dem Pulver?

Naja seis drum, ab dem Moment war es einfach nur noch schön und erfahrungsreich. Es folgte die Betrachtung mehrere Gewitter, die in sicherer Entfernung sich austobten, der Austausch über Urängste, das betrachten des Lichtermeers der verschiedenen Städte, des wunderbaren Sternenhimmels und der vorbeirauschenden ISS . Eine Nacht die bei Windstille begann und mit Dauerwind endete, in der ich mich fragte, gilt auf dem Berg keine Nachtruhe, da Martin und Jaqueline dauernd miteinander quasselten. Ich feststellte, dass alles was ich auf den Berg geschleppt hatte seinen Sinn hat. Die Wanderstiefel wurden als Kopfkissen missbraucht, ein zusätzliches Unterhemd konnte um den Kopf gewickelt werden und der Rucksack wurde als zusätzlicher Windschutz verwendet. Lediglich den Kampf mit dem Schlafsack, in den es immer irgendwo reingezogen hat, habe ich nicht gewonnen. Aufwachen in absoluter Stille, fotografieren des Sonnenaufgangs und aufsaugen der Bergkulisse mit jeder Pore. Es ist irre, wie viele Berggipfel die Karawanken der Morgensonne entgegenrecken und wie viele Berge in Slowenien zu betrachten sind. Ach übrigens auf dem Berg sind wir zum Pinkeln immer über die Grenze, so lange es der Wind zugelassen hat! J

Der Abstieg hielt noch mal einen spannenden Moment bereit, als Jaqueline vor lauter Angst auf allen vieren den Berg runter wollte. Hansis Gesicht werde ich wohl nie vergessen. Klare Aussage, so geht das nett! Jaqueline wurde angeseilt und ab dem Moment war von Hansi nur noch zu hören: „Schau auf meine Füße, locker bleiben!” (die Schreibweise des Dialektes ist mir leider nicht bekannt, die Aussprache müsst ihr Euch life abhole) Worte, die ich wohl nie vergessen werde!

Nach 2 Stunden Abstieg, die vermutlich vor allem Martin mit seinen riesen Blasen, aufgrund des Quälfaktors nicht vergessen wird, waren wir pünktlich zum Frühstück auf 9:10 Uhr zurück in der Pension.

Hansi Dir vielen Dank für die perfekte Organisation, die geniale Bergführung und die damit verbundene Motivationsarbeit. Euch allen Danke, für die tollen Stunden, das viele Lachen, vor allem auch beim reflektieren der Tour!

– Bis zur nächsten Tour –

Euer Jürgen