Wie eine Flachländerin den Schwarzkogel bestieg

(von Antonia Bernitt)

Hätte man mir vor 2 Wochen gesagt, ich würde mich einmal freiwillig für eine Wanderung auf einen Berg anmelden, hätte ich wahrscheinlich lachend die Augen verdreht. Was für ein Unsinn! Naja, am 8. August stehe ich dann mit gepackten Rucksack am Hof. Wie das passieren konnte? Keine Ahnung, aber es war freiwillig. Wir sind zu sechst. Sechs dynamische Wanderer, die alle hoch motiviert sind, den Schwarzkogel zu erklimmen. Und dann geht’s los. Das erste Stück ist wunderbar entspannt; wir fahren mit dem Auto zu besagtem Berg. Tolle Landschaft! Und so hohe Berge…Naja, und dann kommt der Parkplatz. Ab hier geht es dann zu Fuß weiter. Hansi flitzt vor und schon nach wenigen Minuten ist er nur noch ein kleiner Punkt am Horizont. Der Hansi läuft eben sein eigenes Tempo. Uff! Ist  das steil! Und hui ist das heiß! Wie war das noch mal mit dem hochmotiviert? Von irgendwo gaanz weit oben ruft Hansi, wir würden gleich eine Pause machen. Pause! Er hat Pause gesagt!! Also weiter dem immer steiler werdenden Weg folgen. Und wer an asphaltierte Straßen denkt, der war noch nie mit Hansi wandern, sollte es aber unbedingt  nachholen, denn es lohnt sich! Mit Blick auf einen Wasserfall und eine schroffe Felswand machen wir eine kleine Pause. Kurz durchatmen, etwas trinken und den Ausblick genießen. Herrlich! Doch schon geht’s weiter im Programm. Der Weg schlängelt sich diesmal nicht mehr durch den schattigen Wald, sondern in praller Sonne steil nach oben.

Die nächste Pause legen wir an einer kleinen Quelle ein, an der man sich erfrischen und seine Wasserflasche auffüllen kann. Ein gutes Stück weiter fragt Hansi, ob wir den längeren, flacheren Weg oder den kürzeren, dafür steileren Weg gehen wollen. Den Kürzeren, ist doch ganz klar! … Ach du meine Güte! Ist das steil!

Oben angekommen haben wir aber eine herrliche Sicht auf die Julischen Alpen . Es ist nicht mehr weit, versichert Hansi. Und nach einem weiterem Stück den Berg hinauf können wir endlich das Gipfelkreuz sehen. Wow! Was eine Aussicht. Die Sonne verschwindet langsam und in den schönsten Sonnenuntergangsfarben hinter den Bergen. Weit unter uns glitzert Villach und über uns kommen nach und nach die Sterne zum Vorschein. Und die paar Sternchen, die man Zuhause von unserer Terrasse aus sehen kann, sind gar nichts gegen diesen Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe nach der anderen gleitet über den nachtschwarzen Himmel. Mein letzter Gedanke ist, dass der Schlafsack garantiert auf dem feuchten Gras ein Stück in die Kuhle rutschen wird, über der ich liege, dann bin ich auch schon eingeschlafen.

Ich wache davon auf, dass es kalt ist. Verdammt kalt. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Irgendwo müsste doch mein Rucksack mit dem Pullover… Ups, ja ich bin gerutscht. Oder besser gesagt mein Schlafsack mit mir. Ich versuche also mitsamt meines Schlafsacks und ohne die anderen zu wecken wieder nach oben zu rutschen. Ohne Erfolg. Naja, dann wenigstens den Pullover holen. Mein Gott, ist das kalt.

Langsam färbt sich der Himmel rötlich und die Sonne taucht am Horizont auf. Wir machen noch ein paar Fotos am Gipfelkreuz und dann geht es auch schon wieder los. Es steht ja immer noch das Versprechen, zum Frühstück seien wir wieder zu Hause, im Raum.

Sonnenaufgang am Gipfelkreuz

Oje. Hoch war anstrengend, aber runter ist wahnsinnig  kompliziert. Hansis Kommentar; “Du musst rennen, dann geht das besser.” Ja klar. Damit ich mir das Genick breche? Nie im Leben! Keine 10 Minuten später springe ich im Laufschritt den Weg entlang. Keine Ahnung wie das gekommen ist. Aber Hansi behält Recht; es geht wirklich um einiges leichter als das mühselige Gerutsche, was meine erste Taktik gewesen war. Und schneller. Um einiges schneller.

Hä, wir sind schon fast unten?? Der Hinweg war länger, ganz sicher! Da hat doch jemand ein Stück vom Berg abgesägt. Über Nacht. Was eine Frechheit!

Unten angekommen geht’s mit dem Auto zurück nach Hause. Wir sind noch vor dem Frühstück da.

Ob ich das noch einmal machen würde? Naja, wenn ich eines aus der Sache gelernt habe, dann dass man niemals niemals sagen sollte. Und das so eine Wanderung auf 1842 Metern Höhe nen ordentlichen Muskelkater mit sich bringt.